Murimoos

«MURIMOOS werken und wohnen» ist eine Unternehmung mit sozialem Auftrag, die in einer ehemaligen Torflandschaft liegt.

Es ist ein Landwirtschaftsbetrieb, der nach biologischen Richtlinien geführt wird. Das Murimoos beherbergt mit 21 Brutpaaren eine der grössten Storchenkolonien der Schweiz. Auch viele weitere, selten gewordene einheimische Tier- und Pflanzenarten haben hier einen neuen Lebensraum gefunden. Beides wurde mit zwei grossen Projekten in den vergangenen Jahren gezielt gefördert: Zum einen wurde ein Flachmoor angelegt und zum anderen die durch das Areal fliessende Bünz renaturiert.

Flachmoor-Regeneration: Ein Gemeinschaftsprojekt des Kantons Aargau und von «MURIMOOS werken und wohnen» Direkt neben der Kompostieranlage ist auf einer Fläche von rund einer Hektare ein Flachmoor angelegt worden. Dazu wurde die oberste Erdschicht abgetragen, um die Nährstoffe im Boden wegzuschaffen und um näher an das Grundwasser zu kommen. Das Abkratzen dieser obersten Erdschicht bedeutet keine Bodenzerstörung, denn der humose Oberboden konnte auf die ackerbaulich genutzte Landfläche verteilt werden.

Nach dem Erdabtrag wurde Schnittgut aus dem Reusstal ausgelegt, damit sich die standortgerechten Pflanzen ansiedeln können und der nackte Boden geschützt ist. Oberflächenwasser wird abgeleitet, da es zu viele Nährstoffe aufweist. Eine Hecke entlang der Kompostieranlage hilft zu verhindern, dass trockener Kompost und damit Nährstoffe von dieser Seite her auf das Flachmoor geweht werden. Die Anlegung des Flachmoors ist eine Bereicherung der Natur und der ganzen Landschaft. Früher war im Murimoos alles ausgeräumt.

Mit Buntbrachenstreifen, Kleinstrukturen auf Weideflächen und anderen Massnahmen wurde das ganze Gebiet deutlich aufgewertet. Die entstandene Streuwiese kann nun einmal jährlich gemäht werden. «MURIMOOS werken und wohnen» besitzt eine Herde von Schottischen Hochlandrindern. Die Wiese wird deshalb in Zukunft auch von den Hochlandrindern extensiv beweidet. Aber nicht nur die Rinder freuen sich über die neue Weide. Im entstehenden Flachmoor haben sich bereits viele Insekten und Kleintiere niedergelassen. Darunter sind auch viele Arten, deren Lebensraum in den vergangenen Jahren immer knapper wurde und die im Flachmoor ideale Bedingungen vorfinden.

Renaturierung der Bünz:
Ein Projekt der Abteilung Landschaft und Gewässer im Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau in Zusammenarbeit mit «MURIMOOS werken und wohnen»

Riverwatcher werden vom WWF ausgebildet und widmen sich dann Gewässerabschnitten, um auf deren Bedrohung aufmerksam zu machen. Dazu treten sie in Kontakt mit Grundbesitzern, Behörden, Firmen usw. um punktuell kleine und grosse Verbesserungen zu erreichen. Mars Staufer ist ein solcher Riverwatcher und ihn bedrückte der Anblick der fast leblos durch das Areal von «MURIMOOS werken und wohnen» fliessenden Bünz seit längerem. Schliesslich schritt er zur Tat, nahm Kontakt auf mit den zuständigen Behörden und war positiv überrascht von deren entgegenkommenden Reaktion. Ganz offensichtlich war er nicht der Einzige, dem das mehrheitlich befestigte Bachbett ein Dorn im Auge war.

Durch die Uferbefestigungen aus Blocksteinverbau, Betonstellriemen und Schwellenbrettern wurde eine Ufererosion verhindert. Es fehlten Strukturelemente wie Störsteine oder Totholz, die Fischen Unterschlupf geboten hätten. In der Folge wurden die Betonstellriemen und Blocksteinverbauungen entfernt und das anfallende Steinmaterial als Blocksteinwurf verwendet. Der Wasserlauf erhielt Störsteine, seitliche Fischunterstände, variable Steilufer und Flachwasserzonen. Dadurch sind Inselchen, Buchten und unterschiedliche Strömungen mit Widerwassern entstanden, in denen sich Fische und Vögel sehr wohl fühlen.

Doch nicht nur ein Tier- und Pflanzenparadies ist entstanden, sondern auch ein Kinderparadies. Auf dem neu angelegten Wasserspielplatz können die Kinder das Element Wasser beim Plantschen, Stauen, Waten und Spritzen mit allen Sinnen spielerisch erfahren. Die Verantwortlichen ziehen für beide Projekte sehr positive Bilanzen: Der Natur konnte etwas zurückgegeben werden, und für die Störche ist ihre nähere Umgebung als Nahrungsquelle interessanter und vielfältiger geworden.

 

Quelle: Bulletin Storch Schweiz Nr. 38 2008 / 2009. Zu beziehen hier auf der website unter "Downloads".