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Storchendorf Karaoglan am Uluabat-See Türkei

Schutzmassnahmen und Probleme

Franziska Arici   12.5.2008

Die Zahl der Brutstörche  in der Türkei hat in den letzten Jahren stark abgenommen, nach Angaben der  Dorfbevölkerung auf ca 10% des früheren Bestandes. Hauptursache dafür sind die staendig zunehmenden und falsch konstruierten Stromleitungen.  

Wir leben in der Naehe des Uluabat-Sees im Nordwesten der Türkei, in desen Umgebung trotz der starken Abnahme noch relativ viele Störche brüten.   Im Jahre 2007 waren es 125 Paare in 23 Dörfern.  Im November 2003 konnten mein Mann und ich ein Storchenschutzprojekt ins Leben rufen. Dank der Einsicht der örtlichen Stromversorgungsgesellschaft konnten wir bisher in 10 der 24 zum Projektgebiet gehörenden Dörfer durch Ersatz der offenen Stromleitungen mit isolierten Kabeln den Schwachstrombereich für die Störche gefahrlos gestalten. Dadurch konnten die Verluste innerhalb des Schwachstrombereiches minimiert werden. Die Kosten hat mit einer Ausnahme die Versorgungsgesellschaft übernommen. Schwierigkeiten gibt es bei den Mittelstromleitungen. Denn noch gibt es in der Türkei keine gesetzlichen Vorschriften für den vogelfreundlichen Bau bzw. die Umrüstung des Stromversorgungssystems. Deshalb werden dafür auch keinerlei Investitionen getaetigt. Erdverlegung ist kaum möglich und auch wegen unkontrollierter Grabungen zu riskant.

Bei der Erneuerung der Stromleitungen wird wegen des zunehmenden Strombedarfes meist auch die Mittelstromleitung verlaengert. In kleineren Dörfern entstehen dabei für die Störche nur Gefahren in der Umgebung des am Dorfrand gelegenen Trafos. In grösseren Dörfern führt die Leitung oft quer durchs Dorf, aber auf der den Futterplaetzen entgegengesetzten Seite der Nester, so dass sich auch hier die Grfahren in Grenzen halten.

Leider führt in unserem besten Storchendorf Karaoğlan mit 27 aktiven Nestern die im letzten Winter erneuerte Mittelstromleitung genau zwischen den meisten Nestern und den Futterplaetzen durch die Hauptflugschneise. Seit Rückkehr der Störche haben wir dort schon 6 Störche verloren. Zwei weitere sind verletzt und fallen als Brutstorch aus.

Am 23.4.2008 haben wir nach dem 6. Todesfall mit einem am Vogelschutz interessierten Elektroingeniuer eine Ortsbegehung vorgenommen und mögliche Verbesserungsmassnahmen diskutiert. Es wurde beschlossen, auf ca 500 Metern die zu kurzen Traeger der Isolatoren zu verlaengern, die Isolatoren an den gefaehrlichsten Stellen abzudecken und an den Stromleitern blinkende und phosphoreszierende Flaggen anzubringen. Die Abdeck hauben werden voraussichtlich schon in der Woche vom 12. -16. Mai 2008 montiert. Die Flaggen für die Markierung der Leitungen sind bestellt.

Anbringung und Wirkung der Reflektoren an 2 Mittelstromleitungen

Herzlichen Dank für die Unterstützung!

Franziska Arici, 14.07.2008

Wir haben am 17.6.2008 Die aus Schweden importierten Reflektoren an den Mittelstromleitungen in Karaoğlan (20 Stück) und Eskikaraağaç (5 Stück) installiert.

Ausserdem wurde der Trafomast in Eskikaraağaç isoliert und die Isolatoren auf dem Dorf am nächsten stehenden Mittelspannungsmast abgedeckt.

Die Reflektoren bewegen sich sehr leicht im Wind und sind besonders tagsüber und auch nachts bei künstlichem Lichteinfall sehr gut sichtbar. Bei totaler Dunkelheit könnte die Leuchtkraft, jedenfalls für menschliche Augen, besser sein.

Eben habe ich in Karaoğlan angerufen. Dort ist seit den ersten Massnahmen kein einziger Storch mehr verunglückt. Auch alle Jungstörche sind dort noch am Leben. In  Eskikaraağaç sind leider ein Jungstorch und ein Rosapelikan an einer weiter vom Dorf entfernten und nicht markierten Stelle an der Mittelstromleitung tödlich verunglückt.